
MUC Airport auf Sparflamme

München (D) [ENA] Der Flughafen. Ein Ort, um Menschen von A nach B zu bringen. Der Flughafen München verzeichnete für 2019 erneut einen Zuwachs an Passagierzahlen. Doch die aktuelle Covid-19-Pandemie zerstört jede Hoffnung auf weiterhin positive Entwicklungen im Luftverkehr.
Das Ergebnis in 2019 noch der Stolz der Geschäftsführung und Mitarbeiter in der Präsentation. Eine Tabelle mit 47,9 Millionen Passagieren, 417.000 Flugbewegungen, 101 Fluggesellschaften, 254 Ziele in 75 Ländern inklusive 59 Langstreckenziele, 1,36 Milliarden Euro Konzernumsatz wobei 53 Prozent direkt mit dem Luftverkehr und 47 Prozent mit dem Nicht-Luftfahrt-Bereich bei einer Personalstärke von 8.700 Mitarbeitern erzielt wurden.
Eine Entwicklung ohne Vorlauf
Der Nicht-Luftfahrt-Bereich wird in verschiedenste Sparten unterteilt. Gastronomie mit über 60 Restaurants, Bars und Cafés. Einzelhandel mit über 150 Shop- und Serviceeinheiten. Der Umsatz aus dem Bereich *Parken* ist ein gewichtiger Posten, ja selbst an den 800 Hotelzimmern wird mitverdient. Die Infrastruktur lässt sich mit einer Kleinstadt vergleichen. Die Verkehrszahlen für Januar 2020 spiegeln einen perfekten Jahresstart wider und lassen sämtliche Prognosen und laufende Erweiterungsbaumaßnahmen blühen.
Zuerst kündigt die Lufthansa eine zeitliche Aussetzung ihrer Linienflüge nach China aufgrund einer dort herrschenden neuen Lungenkrankheit an. Überraschend schnell wird dies auch in Folge umgesetzt. Und dann ziehen schlagartig weitere Fluggesellschaften und Länder eine Art *Notbremse* und verhängen Flugstreichungen und Einreiseverbote. In einer unvorstellbaren Geschwindigkeit reagiert der globale Flugverkehr.
Stillstand
Bei 100 km/h einer Autofahrt den Gang rauszunehmen und ausrollen. Nein, vielmehr bei Tempo 100 schlagartig vier blockierende Räder erleben zu müssen. Wer nicht angeschnallt ist, knallt gegen die Windschutzscheibe. Dies gilt sowohl für Fluggesellschaften wie auch Flughäfen weltweit. Von *100 auf Null* innerhalb weniger Wochen. Lufthansa schickt seinen *Riesenvogel*, den Airbus A380 anstatt wie geplant für 2022 sofort in *Rente*. Gleiches Schicksal erfahren einige Typen Airbus A340 mit älterem Herstellungsjahr. Ein Großteil der Flotte wird *eingemottet*. Die Türen versiegelt und die Triebwerke in Folie verpackt.
Kosteneinsparung ist das *Motto der Stunde*, etliche Mitarbeiter werden zu Kurzarbeit verdonnert. Germanwings, ein Tochterunternehmen der Lufthansa wird offiziell aufgelöst. Aber auch der Flughafen München schickt einen Großteil seiner Mitarbeiter in Kurzarbeit. Ein Blick auf die Anzeigetafel im Terminal 1 zeigt 16 Abflüge. Nicht für den Zeitraum von 30 Minuten sondern für den Folgetag, Donnerstag den 09.04.2020. Dabei sind sechs Abflüge international und zehn Abflüge zu nationalen Zielen wie zu Beispiel Hamburg, Frankfurt, Berlin.
Osterferienzeit
Mit einer kleinen Recherche bei *FlightAware-Flugtracker* und *SeatGuru* ergibt sich mit den angezeigten Flugnummern und den eingesetzten Flugzeugtypen eine Sitzkapazität von 2.048 Plätzen. Bei einem wohlgemeinten Sitzladefaktor von 80 Prozent wären dies in etwa 1.600 Fluggäste für den Abflug. Für einen Tag! In der Statistik 2019 sind 36 Prozent laut Angabe Geschäftsreisende. Grob gerechnet etwa ein Zahlenwert von 1.500 abfliegenden Fluggästen für den 09.04.2020. Und dies in der Osterferienwoche für einen Flughafen mit *Platz 9* der zehn stärksten Flughäfens Europas. Zum Vergleich die Zahl an Passagieren umgerechnet pro Tag in der Erfassung für den Monat Januar 2020: 99.800.
Bereits die Fahrt auf dem Autobahnzubringer zum Flughafen offenbart eine beklemmende Leere. Das *Terminal 1 und 2* sowie der Vorplatz des *Munich-Airport-Center* nahezu komplett verwaist. Einzelne Patrouillen an Security und Polizei durchstreifen die Gebäude und öffentlichen Bereiche. Einzig ein Supermarkt und ein Drogeriemarkt sowie der amerikanische Fast-Food Anbieter sind geöffnet. Ein sonst 24-Stunden-Gastronomiebetrieb im *Zentralbereich Terminal 1* verkürzt auf die behördlich angeordnete 15 Uhr Regelung. Das Parkhaus *P20* mit seinen elf Ebenen beherbergt nur vereinzelt Fahrzeuge.
Ein Drama für den Flughafen München aber auch für den globalen Luftverkehr. Der Vulkanausbruch Mitte April 2010 in Island legte durch seine Vulkanasche den Flugverkehr in weiten Teilen Nord- und Mitteleuropas lahm, was eine bis dahin beispiellose Beeinträchtigung des Luftverkehrs in Europa infolge eines Naturereignisses darstellte. *Covid-19* zerstört jedoch in kurzer Zeit um ein Vielfaches mehr: Menschenleben, Arbeitsplätze, Unternehmenswerte.